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Pierre Basieux in GEO WISSEN


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Pierre Basieux in GEO WISSEN 47-05/11

Text von Andreas Wenderoth

Leseprobe:

Den Zufall außer Kraft setzen

Bei Spielbankbetreibern ist er gefürchtet wie kein anderer: Denn Pierre Basieux vermag Fortuna zu überlisten – beim Roulette.

Es ist nachmittags 16 Uhr, das Casino Baden bei Wien hat vor einer Stunde geöffnet, die Croupiers sind noch frisch. Es sind diese frühen Nachmittage, die dem Herrn mit der Pfeife am liebsten sind.

Mit größter Beiläufigkeit beobachtet er aus der Distanz, wie an Tisch eins der Wurfcroupier die Kugel aus dem Fach nimmt, die Scheibe des Roulettekessels dreht und die Kugel in entgegengesetzter Richtung in den Rand des Holzbeckens wirft.

Er sagt: „Ich würde die 11 oder die 12 spielen!“ Er raucht schwedischen Tabak, schwarz und besonders mild, und spricht eine ebenso milde Mischung aus Schweizer und Wiener Dialekt. Die grau melierten Haare sind links gescheitelt, die Brille ist randlos, damit sein Sichtfeld nicht künstlich begrenzt wird.

Im Grunde sieht er natürlich nur, was alle anderen auch sehen, aber die anderen nehmen viele Dinge nicht wahr. Die Kugel verlässt nach etwa sieben Sekunden den Rand des Kessels, kollidiert dann mit einer der etwas erhabenen Rauten, von denen es in diesem Roulettekessel acht gibt und die den Lauf der Kugel noch unberechenbarer machen sollen, fällt zur Scheibe hinunter und bleibt, auf scheinbar wundersame Weise, wie vorhergesagt, im Nummernfach 11 liegen.

„Sehen Sie“, sagt Dr. Pierre Basieux, 67, belgischer Physiker, Mathematiker und Roulettepionier, und zieht ohne Anzeichen innerer Unruhe an seiner Pfeife. „Geht doch noch.“

Basieux ist die maximale Bedrohung für ein Casino

Zwar spielt er schon seit einigen Jahren nicht mehr aktiv, vor allem seit einer schweren Herzoperation, aber das Bewusstsein, sich bei Bedarf zu jeder Zeit, irgendwo auf der Welt ein wenig Geld aus dem Casino holen zu können, verleiht ihm ein wunderbares Gefühl von Unabhängigkeit.

Basieux ist sozusagen die maximale Bedrohung, der sich ein Casino ausgesetzt sehen kann. Denn er ist keiner, der auf die Unberechenbarkeit des Glücks vertraut. Wenn er setzt, ist das Glück längst überwunden. Er spielt ja nicht. Er rechnet.

In Bayern hat er daher seit 2003 Setzverbot, sobald die Kugel geworfen ist. Alle anderen bekommen noch ein paar Sekunden mehr Zeit, bis zum „Rien ne va plus“ des Croupiers. Aber die Gefährdung durch einen Basieux’schen Angriff ist natürlich auch ungleich höher als bei einem gewöhnlichen Roulettespieler, der im Schnitt für jeden eingesetzten Euro nur etwa 97 Cent zurückbekommt.

Im Casino Baden schließt Pierre Basieux gerade auf eine leichte Schieflage des Kessels. „Drei von vier Kesseln stehen nicht ganz gerade“, analysiert der Belgier. Was zur Folge hat, dass die Kugel an bestimmten Rauten – nämlich jenen, die in der schiefen Kesselebene „am Berg“ liegen – häufiger kollidieren als an anderen.

Die Abweichung interessiert ihn, nicht der Zufall

Dies wiederum erleichtert seine Berechnungen. Basieux sucht nun nach der Handschrift des Croupiers. Nicht der Zufall interessiert ihn, sondern stets die Abweichung davon. Denn anders als Maschinen können Croupiers auf Dauer nicht perfekt zufällig arbeiten: Die meisten neigen, sofern sie nicht bewusst gegensteuern, zu einer gewissen Gleichmäßigkeit – zumindest mit einer Wurfhand, links oder rechts (es wird stets abwechselnd geworfen).

Stellt Basieux eine solche Gleichmäßigkeit fest – mathematisch handelt es sich um sogenannte Markow-Ketten –, kann er nach einer bestimmten Formel aus spezifischer Wurfweite, Scheiben- und Kugelgeschwindigkeit innerhalb von Sekunden im Kopf den wahrscheinlichen Einfallsbereich der Kugel errechnen.

Das gelingt ihm aber nur, wenn die eingesetzte Kugel eher schwer ist und nicht zu sehr streut, wenn sich die Roulettescheibe weder zu schnell noch zu langsam dreht – und wenn der Croupier sein „Rien ne va plus“ möglichst spät ruft.

Basieux lächelt still, als er sagt: „Ich setze doch nicht, wenn ich nicht weiß, was kommt!“ Aber warum hat er eben „11 oder 12“ gesagt? Die Nummern liegen im Zahlenkranz des Kessels nicht nebeneinander, sondern genau gegenüber. Der Grund ist der „Vis-à-vis-Effekt“, den Basieux als Erster beschrieben hat: Bei einer Kesselschieflage, einem „Tilt“, macht die Kugel oft einen Umlauf mehr (oder auch weniger) gegenüber der Normberechnung. Die Scheibe macht unterdessen jedoch etwa einen halben Umlauf mehr (oder auch weniger).

Daher kommen neben der 11 und ihren beiden Nachbarn, bei der die Wahrscheinlichkeit des Einfalls am größten ist, auch die 12 (samt den Nachbarn) in Frage. Auf diese sechs Zahlen setzt er. Es war immer die Erkenntnis, die Pierre Basieux interessiert hat, nie das Spiel oder das Geld. Obwohl er doch einiges Geld gewonnen hat.

Er ist gerade mal 21 Jahre alt, als er mit einem noch groben Berechnungssystem die ersten 70000 Mark verdient.

Den vollständigen Text können Sie in der neuen Ausgabe von GEO WISSEN zum Thema "Glück, Zufriedenheit, Souveränität" nachlesen.

http://www.geo.de/GEO/heftreihen/geo_wissen/68301.html?p=1

Bemerkung:

Ich kenne den Bericht nicht weiter, hörte aber, das darin stehen soll, dass er gewissermaßen von einem Casino eine "Rente" von 1.000 € bekommen soll, einen amerikanischen Schüler hat, der ihn an seinen Gewinnen teilhaben läßt usw.

Wie seriös ist Basieux eigentlich?

Psi

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Bemerkung:

Ich kenne den Bericht nicht weiter, hörte aber, das darin stehen soll, dass er gewissermaßen von einem Casino eine "Rente" von 1.000 € bekommen soll, einen amerikanischen Schüler hat, der ihn an seinen Gewinnen teilhaben läßt usw.

Wie seriös ist Basieux eigentlich?

Psi

Ich habe ihn mehrmals persönlich getroffen und halte ihn als Mathematiker und Physiker für seriös.

Da ich ihn nie beim Spielen gesehen habe und auch niemanden kenne, der ihn je spielen bzw. gewinnen sah,

kann ich über seine praktischen Fähigkeiten nichts sagen. Theoretisch ist er jedenfalls gut - auch wenn

ich schon heftige Diskussionen mit ihm hatte, ob Wurfweiten nach seiner Machart funktionieren.

Ebenso liege ich mit ihm wegen seines "Gegenübereffektes" im Streit, weil meine Erfahrung zeigt,

dass durch ein leicht elliptisches Schwingen der Kugel nicht gegenüber sondern das Original bei

der nächsten(PP) oder vorletzten(SP) Begegnung getroffen wird.

sachse

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Pierre Basieux in GEO WISSEN 47-05/11

Den vollständigen Text können Sie in der neuen Ausgabe von GEO WISSEN zum Thema "Glück, Zufriedenheit, Souveränität" nachlesen.

http://www.geo.de/GEO/heftreihen/geo_wissen/68301.html?p=1

Bemerkung:

Ich kenne den Bericht nicht weiter, hörte aber, das darin stehen soll, dass er gewissermaßen von einem Casino eine "Rente" von 1.000 € bekommen soll, einen amerikanischen Schüler hat, der ihn an seinen Gewinnen teilhaben läßt usw.

Wie seriös ist Basieux eigentlich?

Psi

na das ist doch ein Sch...-Link, soll man nun GEO kaufen, um weiterlesen zu können?

Wie seriös ist eigentlich PSI-Player?

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Hier ein gut geschriebener Artikel aus dem Magazin der "Berliner Zeitung", Kolumne "Pech mit Pit" aus dem Jahre 2006. Hierin macht sich A. Wenderoth noch lustig über die ballistische Roulettespielweise. Herrlich!

<b><a href="http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2006/1007/magazin/0005/index.html" target="_blank">Der Versuch, das Roulette zu knacken</a></b>

Geht bei einem pseudowissenschaftlichem Magazin natürlich überhaupt nicht. Da braucht es einen strahlenden Helden, nur dem Ideal der reinen Erkenntnis verpflichtet, dem schnöden Mammon abschwörend. :duck:

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Wie seriös ist der Bericht eigentlich?

ettmo

Basieux hat vom praktischen Spiel keine Ahnung, das fürchtet er wie der Teufel das Weihwasser.

Wir haben hier das gleiche Problem wie bei Professor Leimbach.

Leimbach ist als Kesselgucker gescheitert, weil er charakterlich für das Glücksspiel nicht geignet

ist, diese Leute haben Ihre Emotionen nicht im Griff.

Ich habe Leimbach öfter beobachtet.

Bemerkenswert, daß Kastratovic ein erfolgreicher Kesselgucker, das KG von Leimbach gelernt hat.

Aber so ist das beim Glücksspiel.

Solche Fakes wie oben über Basieux entstehen nur um Promotion für seine Bücher zu machen.

Hat er diese Spinnerei eigentlich nötig ?

Er hat sehr exellente Bücher geschrieben, ein Muss für jeden Visuellen Ballistiker wie auch

Wurfweitenspieler.Bei Wurfweiten bin ich aber noch skeptisch, wir forschen daran, ohne daß wie

beim KG ein Dauererfolg gelungen ist.

Gut über das eigentliche Spiel hat er sehr viel von Laurance Scott übernommen, darum rate ich jedem

angehenden KG ler Scott seine Methoden zu lernen.Leider nur in Englisch.

Basieux ist sicher auch ein guter Lehrer das möchte ich Ihm nicht absprechen.

Ich musste mir also trotz Basieux all seiner Bücher, die ich besitze, mühsam von überall her

Informationen beschaffen, um das Kesselgucken erfolgreich zu lernen.

Seine Bücher alleine reichen nicht, trotz vieler indirekter Versprechen.

Ein Member hier hatte auch einen Lehrgang bei Basieux mitgemacht und kann es immer noch nicht,

er forscht immer noch überall herum, um fertige Rezepte zu bekommen.

Pierre muss es einfach akzeptieren , daß nicht jeder für das Casinospiel geeignet ist, die stundenlange

Anwesenheit im Casino, Dauerkonzentration, wie z.B. der Sachse in seinem "Biblischen Alter," huuuuuuuuuuuh

dieser Mann kann mehrere Tage hintereinander 10-13 Stunden im Casino kämpfen.

Gruss K.H.

Mein Tipp, Basieux seine Bücher ruhig kaufen, lernen das Wesentliche daraus zu beherrschen und dann auf eigene Faust weiter-

forschen.

Eventuell sogar einen Lehrgang bei Ihm machen, nur der wesentliche Eigenanteil bleibt Einem nicht erspart.

PS. wer jetzt als Erstes gegen mich giftet ist entweder Pierre oder sein Schüler.:winki1:

bearbeitet von K. Hornblau
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Andreas Wenderoth's Bericht

aus der Berliner Zeitung

Archiv » 2006 » 07. Oktober » Magazin

Textarchiv

Pech mit Pit

Heute: Der Versuch, das Roulette zu knacken

Andreas Wenderoth

Im Leben eines jeden Mannes kommt der Moment, da er sich fragt, ob er mit seinem Postsparbuch wirklich glücklich ist. Er wird daran denken, dass sich sein Kollege jetzt diesen italienischen Sportwagen kauft, und er sich seit 17 Jahren immer noch die Umweltkarte. Er wird sich an die Südseereise erinnern, die er seiner Freundin versprach, und aus der dann nur ein Wochenende an der Ostsee wurde. Wenn also dieser Moment des Zweifels gekommen ist, wird er entweder warten, bis ihn der Neid zerfressen hat, oder er wird sich sagen, dass er das bescheidene Leben liebt und es ihn nicht interessiert, was andere haben oder tun. Oder er wird seine Konsequenzen ziehen.

Es kann sein, dass er keine Konsequenzen zieht, weil er kein konsequenter Mensch ist, und er auch das Geld nicht so liebt, wie die Dinge, die er sich dafür kaufen kann. In diesem Fall wird er sehr dankbar sein für den Anruf eines Freundes, der ihm erklärt, warum er tun muss, was zu tun ist. "Es gibt eine positive Gewinn-Erwartung", sagte die Stimme am Ende der Leitung. Pit.

"Pit, du redest in Rätseln, es ist halbeins, ich bin auf dem Weg ins Bett, was willst du mir sagen?"

"Vergiss das mit dem Schlafengehen. Hol dir ein Bier und dann höre mir zu ."

Ich holte mir ein Bier und hörte zu.

Pit sagte: "Wir gehen ins Casino ."

"Klingt originell." Er überhörte meinen stummen Protest.

"Die Henne legt nur so lange goldene Eier, wie man sie nicht schlachtet." Offenbar las er aus einem Buch vor. Pit sagte, wir müssten "unauffällig gewinnen", zunächst nur kleinere Summen. "Aber Pit", sagte ich, "es ist doch allgemein bekannt, dass im Casino nur die Bank gewinnt."

"Sei doch nicht blöd ...!"

Pit hatte ständig irgendwelche Ideen, wie man zu Geld kommen konnte oder wenigstens andere davon abhalten konnte, welches zu verdienen. So gesehen war er eine Art moderner Sozialist, auch wenn er selbst das nicht so gesehen hätte. Pit verdiente sein Geld durch Pferdewetten und gelegentliche Einsätze als Kleindarsteller, die ihm Sätze wie "Guten Morgen, vielleicht eine Zeitung für Sie?" oder "Immer geradeaus und dann scharf rechts" abverlangten. Für mich verkörperte er eine Art exotische Gegenwelt, ein Leben ohne Netz. Für ihn war ich ein Spießer, wie er im Buche stand. Es war nicht schwer, in seinen Augen als Spießer zu gelten, im Grunde waren dies alle Menschen, die einer bürgerlichen Arbeit nachgingen. Pit hatte nie gearbeitet, jedenfalls nicht in einem gesellschaftlich anerkannten Sinne. Da er die Gesellschaft verachtete, war ihm das wichtig.

Pit wohnte in Kreuzberg, Wiener Straße, direkt neben "Lehmann's Pfandleihe", und er fand es bizarr, dass ein Mann meines Alters freiwillig nach Moabit gezogen war. Auf der anderen Seite hatte er viel Freude daran, sich über all die trübsinnigen Gestalten lustig zu machen, von denen ich umgeben war. Der Fenstergucker von nebenan, die Behinderte, die als Folge einer vagen Freundschaft mit einer Obdachlosen nun selbst mit Plastiktüten durch die Gegend zog, weil sie hoffte, sich dadurch für die andere noch interessanter zu machen. Der Mann, auf dessen Aktenkoffer "Jesus lebt" klebte. Und Werner Kotowski, der zu WM-Zeiten bis zu 42 Mal am Tag die Sportfreunde Stiller gespielt hatte. So laut, dass Frau Wenske im ersten links jetzt unter Tinitus litt.

Einmal hatte Pit versucht, mich zu überreden, sein Black Jack-Partner zu werden. Amerikanisches System, funktioniere eigentlich immer. Mit etwas Glück hat man nach einer halben Stunde 200 Euro verdient. Wenn man Pech hat, braucht man 17 Stunden dafür. Pit hatte erwähnt, dass man in dieser Zeit selbstverständlich weder essen noch trinken könne, geschweige denn auf die Toilette gehen. Da ich das für völlig unakzeptabel hielt, hatte mich Pit einen "widerlichen Softi" genannt. Mein eigenes Verhältnis zum Spiel war in jener Zeit nicht besonders ausgeprägt: Eigentlich hatte ich selbst nur wenige Male in meinem Leben spekuliert. Auf eine Taschengelderhöhung im Jahre 1971. Und die leidenschaftliche Zuneigung Martina Völkels, als ich 14 war. Beides waren Fehlspekulationen. Es konnte nur besser werden.

Pit war der festen Überzeugung, er hatte eine Art Schatz entdeckt. Das Roulette-Buch hätte seitenweise schmissige mathematische Formeln, die man nicht verstünde, aber der Autor verfügte offenbar über "genügend Wahn", dass man davon ausgehen könnte, er habe sich ausreichend mit dem Thema beschäftigt. Vor allem die Kollisionsdiagramme hatten es Pit angetan und einzelne Textstellen. Pit las vor: "Sie sollten das Spiel rechtzeitig beenden, wenn Ihr Vorteil schwindet, oder wenn Sie nicht mehr willkommen sind." Sein Lieblingssatz aber war: "Die Raub-und-Plünderungsstrategie besteht darin, einen maximalen geldmäßigen Gewinn in kürzester Zeit zu realisieren, ohne geringste Rücksicht auf Tarnung, während das konservative Verhalten Ihnen ermöglicht, die Tür für ein unauffälliges Wiederkommen offen zu halten." Obwohl Pit sonst ein Anhänger der beherzten Aktion war, schien er offenbar bereit, gegen seine Mentalität, in diesem Fall auf die Raub-und Plünderungsstrategie zu verzichten. "Wir sollten uns mit dem Mann in Verbindung setzen." "Mach du das", sagte ich und nahm einen Schluck aus der Flasche.

Es ginge zunächst darum, "die Handschrift des Croupiers" zu suchen, fuhr Pit unbeirrt fort. Nach seinem Rhythmus, einer Regelmäßigkeit des Wurfs. Die höchste Gleichmäßigkeit beim Wurf ergäbe sich nach den Erkenntnissen des Buches, wenn der Croupier frisch und ausgeruht wäre. Dann müssten wir nur - sobald wir eine Gleichmäßigkeit feststellten - aus der Wurfweite, Scheiben- und Kugelgeschwindigkeit den Sektor errechnen, in den die Kugel fallen werde. "Das Problem dabei ist, es ist nicht ganz einfach, wir haben dafür ganze drei Sekunden Zeit und wir beide wissen, Eddy, du bist nicht der Schnellste." "Ich könnte den Ausgang sichern", schlug ich vor.

Zwei Wochen später fuhren wir mit dem Aufzug in den 14., Stock des Spielcasinos am Alexanderplatz. Ich war kein besonderer Freund des Alexanderplatzes, nur war Pits Abneigung gegen den Potsdamer Platz noch ungleich höher. Und andere Casinos gab es in der Stadt nicht. Jedenfalls wussten wir nichts davon. "Scheiß drauf", sagte Pit, "wir holen uns die Kohle und hauen wieder ab." Ich trug einen anthrazitfarbenen Anzug, der durch einen fiesen Mottenangriff im Schritt etwas ausgedünnt war. Pit ein dunkelblaues Marine-Offiziersjackett mit goldenen Schulterklappen, das er aus irgendeinem Filmfundus abgestaubt hatte. "Pit, nimm wenigstens deine Sonnenbrille ab, wir müssen seriös rüberkommen!" Es war recht verraucht, eine schmissige Mischung aus thailändischen Puffmüttern, albanischen Geschäftsleuten und deutschen Frührentnern.

An der Bar bückte sich eine attraktive Frau im Business-Anzug und suchte offenbar etwas auf dem Boden. "Was suchen Sie denn?", fragte Pit und hatte seine Sonnenbrille nach hinten geschoben. "Oh, mein Freund hat was verloren." "Na, solange er Sie hat, wird er ja nichts vermissen." Pit konnte charmant sein, auch wenn sein eigentliches Feld eher das der Beleidigung war. Ich erinnere mich, als er mich an einem Tisch in großer Runde einmal mit einer Frau bekannt machte. Das heißt, genau genommen verhinderte er, dass wir uns je bekannt würden. "Das ist Monika, ich hab dir von ihr erzählt. Weißt du nicht mehr?", setzte er an. ". Doch, du hattest doch noch gefragt: Ist die Single?" Ich reagierte irgendwie ausweichend. "Und dann hattest du gesagt: Nee, das ist mir zu alt ..." Er hatte es freundlich lächelnd gesagt.

Eigentlich war Pit auch heute in einem Zustand, in dem man ihn eher fürchten musste. Ein bisschen hing das sicherlich mit Rennen drei am Wochenende in Köln zusammen. Obwohl es die richtige Wahl war, hatte er aufs falsche Pferd gesetzt. Die Wette war durchdacht, er musste sich nichts vorwerfen. Für Pit war es das Pferd, das sich "unlogisch" verhalten hatte. Und dass gestern Abend auch noch diese beiden Herren im Anzug gekommen waren. Unangekündigt hatte er Besuch von zwei Versicherungsvertretern bekommen. Sie hatten wortlos einen Umschlag aus dem Aktenkoffer gezogen und einige Fotos vor ihm ausgebreitet. Dann hatten sie gesagt: "So sieht ein Wildschaden aus!" Kunstpause. "Und das ist das Foto, das Sie uns geschickt haben ." Pit hatte die Beule an der Stoßstange seines R4 mit einer Mischung aus Ketchup und Haaren von seiner Perserkatze beschmiert. Die beiden Herren waren freundlich zu ihm gewesen. Sie hatten gesagt, sie würden auf eine Anzeige verzichten.

Wir standen an Tisch Vier und warteten auf einen Wink des Schicksals. Zunächst, schlug Pit vor, sollten wir nur den Kessel beobachten. "Ich sehe gar nichts", sagte ich. "Das ist ja nichts Neues", antwortete Pit, der in der letzten Woche schon ein bisschen trainiert hatte. Er hatte sich von dem Buchautoren, den Pit inzwischen "eine absolute Roulette-Kapazität" nannte, gegen einen Unkostenbeitrag von 176,50 Euro ("Das spielen wir schnell wieder ein!") ein Video zuschicken lassen, auf dem drei Stunden nichts anderes als eine Kugel zu sehen war, die in einen Roulettekessel rollte. Man musste schon sehr ausdauernd sein, um das zu ertragen. Mir selbst war sofort schwindlig geworden und ich hatte von weiteren Studien abgesehen. "Dir fehlt der Wille zum Erfolg", hatte Pit kritisiert.

Der Croupier ergriff den nächsten Kreuzarm, drehte und warf die Kugel in entgegengesetzter Richtung in den überhöhten Rand des Holzbeckens. Die Elfenbeinkugel verließ nach exakt sieben Sekunden den Rand und stürzte zur Scheibe des Kessels hinunter. Pit sagte voraus, die Kugel würde irgendwo im Bereich der roten 25 einschlagen. Es gewann die schwarze zehn. Pit machte insgesamt noch 17 weitere Voraussagen, die sich allesamt nicht bewahrheiteten. Er sagte, er werde das Buch zurückgeben und das Video verbrennen.

Ich setzte aus Spaß 50 Euro auf Rot und gewann. "Du spielst ohne jeden Verstand", sagte Pit.

"Ja, aber es funktioniert!", antwortete ich.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2006/1007/magazin/0005/index.html

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soviel ich weiß, sitzt basieux im wissenschaftlichen beirat der giordano-bruno-stiftung und ist deshalb als naturwissenschaftler wirklich als seriös einzustufen.

Dies sagt überhaupt nichts über die wissenschaftliche Qualifikation von Basieux aus. Die Giodano-Bruno-Stiftung ist die Stiftung der Atheisten. Diese Stiftung ist keine wissenschaftliche, sondenr eine ausschließlich weltanschauliche Stiftung. Sie hat nur den primären Zweck gegen die Christen und anderer Religionen herziehen.

Grüße

Mike32

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weltanschauung hin oder her: darum gehts nicht.

ich würde z.b. nie auf die idee kommen und sagen, dass der astronom des vatikan eventuell nicht fachlich kompetent ist, weil er im vatikan arbeitet. da ist sogar die RKK wissenschaftlich seriös genug, um wirkliche fachleute unterzubringen.

basieux sitzt nicht im wissenschaftlichen beirat der gbs, weil er atheist ist, sondern weil er von den dingen, die er schreibt, ahnung hat. nur weil jemand nicht an gott glaubt sitzt er noch lange nicht im wissenschaftlichen beirat.

zu so einem schmarrn wie dass der daseinsgrund der gbs wäre, "christen niederzumachen", sag ich mal nix... naja, doch: genausogut könnte ich sagen, dass der daseinsgrund der kirchen ist, sowohl gläubigen als auch ungläubigen das geld aus der tasche zu ziehen. es geht um die idee der aufklärung, trennung von kirche und staat, die immer noch nicht da ist, nicht um pauschales religionsbashing. wenn sich die religionen nicht immer so ins leben der un- und andersgläubigen einmischen würden, müssten sie sich auch nicht beklagen, dass es organisationen gibt, die sie "niedermachen".

bearbeitet von aural
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Basieux hat vom praktischen Spiel keine Ahnung, das fürchtet er wie der Teufel das Weihwasser.

Aber du Emtinghauser Brunnensitzer, du hast Ahnung.

Ich bin zu alt geworden um mit Fliegenfängern herumzustreiten.

Nie habe ich auch nur Einen um den Abkauf eines der Bücher gebeten

und so wird es auch bleiben.

Fuzzi

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Aber du Emtinghauser Brunnensitzer, du hast Ahnung.

Ich bin zu alt geworden um mit Fliegenfängern herumzustreiten.

Nie habe ich auch nur Einen um den Abkauf eines der Bücher gebeten

und so wird es auch bleiben.

Fuzzi

genau, aber die Tantiemen aus den Bücherverkäufen kassieren, das tust Du!

Xxxxxxxx und Xxxxxxxxxxxxx!*

und die, dei auf Dein Geseire draufreinfallen, die zahlen halt.

*) Mehr Nächstenliebe bitte :pope:

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Das Kleinod der Unterscheidung ist zu beachten.

Ich bitte einmal mehr darum, zwischen

Religion und religiös zu sein

einen Unterschied zu sehen.

Psi

da hast du vollkommen recht. deshalb auch mein einwand, dass es der gbs nicht darum geht, über christen (oder generell über gläubige) herzuziehen.

jeder soll so religiös sein, wie er will und er andere leute in ihrem leben dadurch nicht beeinträchtigt. und genau beim letzteren punkt, bei der institutionalisierten oder staatlichen beeinträchtung un- und andersgläubiger kommen organisationen wie die gbs ins spiel und sind leider immer noch notwendig. auch in deutschland.

grüße

s.

bearbeitet von aural
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