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Mein persönliches Glückserlebnis WSOP: im VIP-Raum mit Doyle Brunson&#


vodoo

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Wie kann ich beschreiben, solch eine Woche voller grandioser Erlebnisse, emotionaler Highlights, voller persönlicher Begegnungen und praktisch ohne Schlaf?

Nach einer letztendlich doch recht unkomplizierten Anreise, einem sehr freundlichen Empfang in der hochgepokert.tv-Villa, samt bereitliegendem Pressebadget ging es praktisch sofort los, und wie in einem Sog fühlte ich mich immer tiefer und weiter hineingezogen, nicht nur in die Welt der hochgepokert.tv-Berichterstattung, sondern auch in jene von Las Vegas, der WSOP mit all seinen Facetten und Nischen. Tatsächlich viel gesehen von Sin City habe ich eigentlich nicht. Vor allem das Rio, mal das Wynn und Bellagio, einmal Downtown und den Stratosphere Tower, mal Einkaufen und ein paar Restaurants. Erlebt jedoch habe ich ungemein viel, und steht einem Las Vegas per se im Prinzip ja immer offen, so sind diese Sensationen nun sicherlich unwiederholbar und in mir eingebrannt, ein Vergessen unmöglich.

Vielleicht ist es am Besten, einfach nur ein paar kleine Schlaglichter herauszugreifen, nur einen besonderen Tag:

Es ist Freitag. Zeit hat für mich nun an Tag fünf in Las Vegas fast jede Bedeutung verloren, egal ob Tag oder Nacht, nach bereits 5 Stunden Schlaf bin ich wie immer als erster im Haus wach, es ist morgens um 6. Ich sortiere die Videos vom vergangenen Tag, schreibe ein paar Berichte, der Swimmingpool mit Morgensonne, dann Duschen, auf die Schnelle mal en passant den Kühlschrank geplündert, wieder am Rechner, Informationen gecheckt....

Fast wie ein Schlag entnehme ich - es ist schon recht spät- wahr, dass DOYLE BRUNSON im 7 Card Stud den 2. Tag hat erreicht. Hatte ich ihn noch beim 50000 HORSE bedauerlicherweise verpasst, und seitdem bereits diverse andere Ehrenmitglieder für Bad Beat Berlin e.V. geworben, so war gerade ER es, der mich längst noch in Berlin in meiner Wunschphantasie "Ehrenmitglieder" auf diesen Traum hatte gebracht. Selbst bereits geworbene Neu-Ehrenmitglieder, Legenden wie Chris "Jesus" Ferguson, Barry Greenstein, Phil Helmuth noch Daniel Negreanu konnten mich über dieses Fehlen wirklich hinwegbringen, ist es doch gerade auch für mich ganz persönlich Doyle Brunson, der mit entsprechenden Schicksalsschlägen in seinem Leben vor allem auch jenseits des Pokertisches das Thema "Bad Beat" so lebensnah hat erlebt und für mich gerade deswegen auch als Ikone hat Bedeutung gewonnen. Bad Beat Berlin hat diesen Namen nunmal auch deshalb, weil ich glaube, dass der Umgang mit Glück und Pech, Frustrationen und Schicksalsschlägen beim Poker geradezu vergleichsweise harmlos und entwicklungsförderlich kann werden betrieben, gibt es doch Situationen und Geschehnisse, da ist man von einem Augenblick auf den anderen quasi zeitlebens hilflos ausgeliefert, immer wieder wohl wird man damit zu tun haben, immer wieder neu Verlust, Trauer und Schmerz möglichst zu ertragen.

Extra hatte ich also entsprechend zwei spezielle Ehrenmitgliedsanträge vorbereitet und Doyle in unserem Pokerclub Bad Beat Berlin Ehrenmitglied: ein Traum, der mir schon beim Drandenken fast Freudentränen in die Augen treibt und trieb.

Noch 45 Minuten bis zum Beginn von Tag 2, ich also geradezu noch tiefer parallelisiert nichts wie los unter die Dusche, packen, und dann alleine los, die Kollegen schlafen ihren verdienten Schlaf, kurz nach 12 im Rio angekommen, Doyles Tisch gesucht, endlich erfahre ich, dass das Turnier doch erst um 15 Uhr wieder startet. Hmmm, was nun?

Warum nicht gleich damit beginnen, die Videos zu drehen? Nervenaufreibend ist die Sache eh, so nach und nach merke ich bereits, wie ich Ängste entwickle, werde ich auch nur nach dem Weg gefragt, zucke ich zusammen - es könnte ein Aufpasser sein, der mich wieder bedroht, bzw. verwarnt. Selbige Furcht dann doch überwunden, der Schwenk im Pavillion nach links, eine Ordnungskraft läuft vorbei, puh, sie ist wohl nicht beauftragt, Schwarzfilmer daran zu hindern, doch dann, doch, ich werde geschnappt und ohne jeglicher Diskussion meiner Presseakkreditierung umgehend beraubt. Aus ists mit dem Filmen. Was tun also mit der restlichen Zeit, wenn nicht tief enttäuscht erstmal zurück in die Villa fahren, dann wieder los, nur um abermalig im Rio festzustellen, dass Doyles Event in den Pavillion verlegt ist, wo man ohne Teilnehmer zu sein und ohne Presseausweis -nunmal aufgrund der Gefahr der durch Zuschauer verursachten Raumerwärmung- nun urplötzlich nicht mehr darf rein. Ein Wachmann ist emsig bemüht, am Haupteingang alle streng zu kontrollieren, natürlich, der Nebeneingang ist frei, aber das Turnier hat längst wieder begonnen und ich finde tatsächlich Doyle Brunson, aber bereits mitten im Turnier. Immerhin kann ich hier mit meinem kleinen Fotoapparat untenstehendes Video drehen. Wiederum Warten und Hoffen bis zur nächsten Pause ist also angesagt, immer auch in der Sorge, Doyle könnte ausscheiden und sogleich verschwinden, ich muss den Raum wieder verlassen und pendle zwischen dem Final Table von Marcel Luske und dem E-Mobil von Doyle immer hin und her. Kurz vor der Pause finde ich wieder den Weg durch die Seite, Doyles Tisch jedoch ist aufgelöst, ich kann ihn nicht finden, tatsächlich auch sein Mobil steht nicht mehr an seinem Parkplatz, Doyle ist demnach ausgerechnet genau in dem Moment gebustet und rausgegangen, als ich mich auf dem Weg zum Seiteneingang rein zu ihm aufmachte??!

Bestätigt werde ich dadurch, dass ich sein Elektromobil vor dem VIP Raum wiederfinde, immerhin, hier kann es zwar dauern, aber entschwinden kann er mir so nicht. So warte ich also ca 1 Stunde, sehe das eine oder andere Ehrenmitglied den Raum betreten, Todd Brunson bestätigt mir, dass sein Vater wohl noch eine Weile im Raum...

Die Kollegen rufen an, bitten darum abgeholt zu werden. Der Tag ist endgültig emotional im Eimer. Völlig gefrustet halte ich es für besser, mich hier nützlich zu machen, statt noch länger auszuharren. Ich finde mich mit der Situation ab, TJ Cloutier immerhin begegnet mir auf dem Rückweg, ein kleiner Lichtblick, ein neues Ehrenmitglied. Dennoch verfahre ich mich innerhalb einer kurzen Strecke 3 mal, düse erst an der Villa vorbei, meine Nerven scheinen down... es ist zu spät, die Grenze überschritten ...

Zurück im Rio steht das Elektromobil von Doyle jedoch noch da, ein weiterer Lichtblick und fast meditativ nun verharre ich vor der Tür, Howard Lederer wird vorletztes Neuehrenmitglied, Sigi Stockinger muntert mich auf.

Zum wiederholten Mal öffnet sich die Tür. Es ist Doyle Brunson! Langsam zwar, doch voller Lebendigkeit, lebensfreudig und geradezu neugierig kommt er auf seinen Krücken mir entgegen, bewegt sich auf seinen Elektroscooter zu. Ich nicke ihm zu, längst die Ehrenmitgliedsurkunde in der Hand, ich denke, es sei besser Doyle würde sich erst setzen, ich hebe ihm den fallengelassenen Schlüssel seines Scooters auf, er nickt mir zu, ich beginne von Bad Beat Berlin zu erzählen, erwähne, dass ich lange auf ihn gewartet habe, welche große Ehre es für mich sei... doch sehr zu meinem Erstaunen entschuldigt sich Doyle?! Ungläubig folge ich seiner Aufforderung ihm zurück in den WSOP VIP-Raum zu folgen, wir nehmen Platz an einem Tisch in schweren dunklen Ledersesseln. Ganz in Ruhe hört sich Doyle mein Anliegen an, um leicht belustigt festzustellen, dass er mich verwechselt hat. Kurz zuvor hatte er sich offensichtlich verabredet und in der Meinung, diese Person in mir zu finden, mich nun zu ihm reingebeten. Äußert ruhig, konzentriert, zugewandt und interessiert hört er mein Anliegen an, erzählt mir von Verwandten in Deutschland und ganz selbstverständlich und geradezu geehrt nimmt er die Ehrenmitgliedschaft an. Meine zweite für ihn mitgebrachte Urkunde nimmt er dankbar entgegen, dann fragt mich nach meiner Adresse, um mir Material für unsere Mitglieder zuzusenden, zückt seine Brieftasche, um mir einen Stapel Doyles Room Visitenkarten zu übergeben. Meine Bitte, eine zu signieren, war für ihn eine Art Selbstverständlichkeit, darüber hinaus besann er sich, mir eine private Visitenkarte von sich mit Widmung und Autogramm zu beschreiben.

Meine fast als Verabschiedungs"rede" vorgetragene Bemerkung "I´m sure, you know what a bad beat is" lässt tatsächlich noch mehr Nähe zwischen uns entstehen - Doyle antwortet mit der Thematisierung einer sehr persönlichen Begebenheit, ich erzahle von meiner eigenen Erkrankung, der MS, den eigenen Schwierigkeiten beim Laufen, und dass ich bereits mit meinen 36 Jahren genau wisse, wie sich solch ein unausweichlicher Schicksalsschlag anfühlt. Eine kurze freundliche Stille -"das Leben ist manchmal nicht zu ändern" von Doyle. Mit einem Lächeln verweise ich auf mein Bad Beat Berlin T-Shirt und dem daraufgedruckten: "Money doesn't count", Doyle nickt, ich fühle mich tief verstanden. Ein gemeinsames Lächeln, fast wehmütig, irgendwo zu wissen, hier begegnen sich für einen Augenblick zwei Menschen, die ganz genau wissen, wir es sich anfühlt, das Gefühl und die Sehnsucht, dass einem selbst etwas sehr Wesentliches zeitlebens fehlt. Real Bad Beat. Darüber hinaus es gibt Dinge, die sind zu benennen nicht möglich.

Ich verabschiede mich tief bewegt, 5 Minuten im VIP-Raum der WSOP mit Doyle Brunson - in dem Augenblick ganz passend kommt Doyles eigentlicher Gast.

Nur glücklich, gerade diesem Menschen, dessen Geschichte mich schon immer genauso bewegt, wie sein Pokerspiel - ein Schicksal, zwischen Höhen und Tiefen, Bad Beats, die eigentlich nie wirklich sind zu ertragen. Trotz alledem ein solchen Ausmaß an Menschlichkeit, Anmutung und in sich ruhender Freundlichkeit, bestimmt nie werde ich diesen Moment vergessen.

Hatte dieser Tag auch mehr als mies begonnen. Mit diesem Fortgang jetzt schien es mir nun wie ein großes Glück. Mit Presse-Badget um den Hals hätte mich Doyle sicher nie verwechselt, ganz bestimmt hätte er auch so den Antrag unterschrieben, aber das Gespräch, die Minuten mit Doyle allein im VIP-Raum ich fürchte, es hätte sie nie gegeben.

Der Rest ist sicher vergleichsweise unwichtig für mich und entsprechend ist es sicher Zeit mich zu bedanken.

Bedanken möchte ich mich bei Ben, Alex und Emu vom hochgepokert.tv Team für diese wundervolle, lehrreiche Woche und die kreative Zusammenarbeit! Bedanken möchte ich mich für die freundliche Aufnahme des Teams Pokerolymp, für die Gespräche mit Toni, Andreas, Rino und vor allem bei Sigi Stockinger! Bedanken bei den anderen deutschsprachigen Spielern und dem Headsup mit Alex Jung bereits auf dem Rückflug! Bedanken möchte ich mich bei Rosi und Götz vom Pokerolymp-Redaktionsteam für die andauernde Unterstützung, ohne deren Geduld sicher vieles anderes gelaufen wäre! Bedanken möchte ich mich für jeden einzelnen Kommentator meiner Artikel: die Welt ist bunt und gerade die Vielfalt und Unterschiedlichkeit macht viel dazu aus!

Liebe Grüße

Euer stefan

http://www.youtube.com/watch?v=MwH5eBn56_g

bearbeitet von vodoo
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